"Der Ozean ist meine Droge"
PORTRAIT Sven folgt seinem Traum, arbeitet keinen einzigen Tag mehr und bleibt trotzdem Geschäftsmann
"Woher kommt es, dass wir jederzeit bereit sind, Gier und Begierden, nicht aber unseren Sehnsüchten freien Lauf zu lassen?" - diesen Satz aus dem Buch "Die vergessenen Inseln" von Thomas Käsbohrer inspiriert den 50-jährige Aussteiger Sven Vogel immer wieder. Seit 2016 verbringt er die Hälfte des Jahres auf seinem Schiff vor der Küste Kroatiens. Als Aussteiger sieht sich der gebürtige Chemnitzer allerdings nicht.
Man muss lieben, was man tut
Fragen, die ihm immer wieder gestellt werden - Was machst Du sonst so? Was machst Du eigentlich im Winter? Bist du nun auf deinem Schiff zuhause, im Urlaub oder ist das dein Job? -, beantwortet der drahtige Mann mit den funkelnden Augen gern philosophisch. "Wer das liebt, was er tut, muss sein Leben lang nicht arbeiten. So habe ich es bisher immer schon gehandhabt.", sagt Sven Vogel. "Wenn mir meine Arbeit keinen Spaß mehr gemacht hat, habe ich die Veränderung gesucht. Auch aktuell beschäftige ich mich mit dem, was mir Spaß macht. Ich segle. Und weil wir Menschen soziale Wesen sind und niemand gern allein ist, teile ich meine Erlebnisse am liebsten mit Freunden. Ich mag gar nicht sagen, dass ich einen Job mache, denn eigentlich ist es keiner. Es ist mein Leben. Sobald mir die Aufgabe wie ein Job erscheint, ziehe ich die Reißleine und komme nach Hause zu meiner Familie zurück. Dann nehme ich Urlaub vom Urlaub. So lässt es sich aushalten. Früher hat man oft von mir gehört: 'Ich liebe meinen Beruf!'. Jetzt sage ich: 'Ich liebe mein Leben!'", schwärmt der Schiffseigner.
Das Segeln als Berufung
Schon vor dem Ende seiner beruflichen Karriere als Inhaber und Geschäftsführer einer Werbeagentur verwirklichte Sven Vogel seinen Traum vom Segeln. Seit zwölf Jahren segelt er in seiner Freizeit. Seit zwei Jahren bezeichnet er es als Berufung, mit Freunden zu segeln und ihnen das Leben und Reisen auf dem Wasser vorzustellen. Die großen Fragen haben sich verändert. War er früher verantwortlich für Wachstum seines Unternehmens und den Erfolg seiner Kunden, so beschäftigen ihn heute andere Gedanken.
"Wohin bringt uns das Streben nach ständigem Wachstum? Wie viel schneller, weiter, höher kann sich unsere Gesellschaft überhaupt entwickeln? Was ist unsere Bestimmung auf dieser Welt?", grübelt Vogel und ergänzt: "Auf meinen Reisen treffe ich Menschen, die wir als arm bezeichnen würden, und jene, denen die finanziellen Mittel nie ausgehen. Sie erzählen von ihrem Leben am, mit und von dem Meer, von ihren Träumen und davon, was sie erfüllt. Das hat meine Perspektive verändert. Glück kann so viel vielseitig sein. Besitztum ist nicht immer ein Segen."
Begeisterung für die schönen Dinge
Der braungebrannte Skipper redet schnell, mit kräftigem Ton und energievoller Mimik. Es fällt schwer, in ihm den Vollzeiturlauber zu sehen. Fragt man ihn, ob ihm das Segeln allein reicht, zitiert er noch einmal Thomas Käsbohrer und dessen Blog www.marepiu.blogspot.com: "Um irgendeine Form von Arbeit kommt man im Leben nicht herum. Aber man hat immer die Freiheit, zu entscheiden, wo man seinen Schreibtisch aufstellt." Und den findet man im Salon seines Schiffes.
Die Begeisterung für schöne Dinge trägt der ehemalige Agenturgründer trotz allem noch immer im Herzen. Auf seinem Schiff ist er nicht nur der Kapitän, sondern auch Botschafter der bekannten Porzellanmarke Kahla. Seit 2014 fertigt die Firma das patentierte, rutschfeste Porzellan Magic Grip speziell für die Bewirtung auf Schiffen, in Flugzeugen, in Zügen, also überall, wo Dinge in Bewegung sind. Seit das preisgekrönte Schiffsporzellan mit maritimen Dekoren verkauft wird, fährt es auch an Bord der schönen Beneteau Oceanis 45 mit dem Namen "Emely" mit. "Das Meer bedeutet für mich Faszination, Entspannung, Entschleunigung und Abenteuer. Der Ozean ist meine Droge.", lacht Sven Vogel und verabschiedet sich mit den Worten: "Zeit zu leben!".
Mehr dazu unter www.mein-segeltraum.de
Genau das ist es - was ich tue!
Das hab ich eigentlich schon mein ganzes Leben getan. Wenn mir mein Job keinen Spaß mehr gemacht hat, habe ich ihn geändert. Auch aktuell tue ich das was mir Spaß macht. Ich Segel - und weil kein Mensch gern allein ist, teile ich dies gern mit Freunden. Ich mag dazu gar nicht sagen, das ich einen Job mache, denn es ist keiner. Das ist Leben.